Basis für ihr Lebenswerk
Die Merianin hat sich fast nie über ihr eigenes Leben geäußert. In ihren wenigen erhaltenen Briefen finden sich kaum Andeutungen zu ihren eigenen Lebensumständen. In den langen Vorworten zu ihren Büchern spricht sie die Leser direkt an und schildert die Beweggründe für ihre Arbeit, aber auch dort findet sich kaum Persönliches oder gar Privates.
Um der Merianin als Persönlichkeit näher zu kommen, müssen wir uns um Quellen bemühen, mit denen wir ihre Lebensumstände und die ihrer Familie entschlüsseln können. Bisher ist dazu – vor allem für ihre Nürnberger Zeit – nur wenig geforscht worden. Deshalb gibt es nicht nur in den vielen „historischen Romanen“, sondern auch in der Forschung zahlreiche Lücken und Missverständnisse über die Nürnberger Zeit der Merianin. Ein „Porträt“ Nürnbergs mit Materialen und Archivalien ist eine notwendige Voraussetzung, um diese Lücken zu verkleinern.
Nürnberg war nie eine Bischofsstadt oder Residenzstadt, sondern bis 1806 als Reichsstadt mit seinem Umland ein eigener Territorialstaat. 42 Familien stellten die Mitglieder des Stadtrats. Kaufleute waren gleichzeitig Botaniker, Prediger sammelten Bücher, sogar eine Frau wie die Merianin erhielt Unterricht von einem der Leiter an der damals eröffneten Malerakademie. Liebhaber der deutschen Sprache bemühten sich um qualitativ hochwertige Gedichte und Texte. Naturalien und Kunstwerke wurden eifrig für die Wunderkammern (kleine „Privatmuseen“) gesammelt und das beliebteste Hobby in Nürnberg war der eigene Garten, nicht nur für die Reichen, sondern auch für Apotheker, Handwerker, Lehrer, Künstler. Dies alles waren gute Voraussetzungen für die Merianin, um ihre Talente zu entfalten und Kunden für ihre Aquarelle, Bücher und präparierten Schmetterlinge zu finden.
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